„Schreiben ist ein Wunderwerk!” – Martin Baxmeyer im Porträt
Von Jule Müller.
Martin Baxmeyer ist ein Bühnenmensch. Während seines Vortrags sitzt er nicht und steht auch nicht still. Er läuft auf und ab, ringt vergnügt die Hände, betont jedes Wort spielerisch. Er geht auf sein Publikum zu, spricht theatralisch und verstellt dabei auch gerne mal seine Stimme. Schnell wird klar: Selbst ein Vortrag im Seminarraum wird zu einer kleinen Aufführung. Seine Leidenschaft für Worte – egal ob gesprochen oder geschrieben – ist nicht zu überhören.
„Ich bin eine Wortkreatur – durch und durch!“, ruft Baxmeyer aus und berichtet von seiner Freude daran, neue Wörter zu erfinden oder zu finden. “Ich kann mich Ewigkeiten mit einem neuen Wort beschäftigen, das ich irgendwo aufgeschnappt habe. Selbst ein Wort wie ’glibberig’ habe ich versucht, in einen Zeitungsartikel einzubauen.” Für Baxmeyer ging es schon immer um den Umgang mit Sprache. Darüber entdeckt er auch die Liebe zum Theater. Bereits 1988, im Alter von 17 Jahren, schreibt er sein erstes Stück, das ihm heute allerdings regelrecht peinlich ist. Noch während seines Studiums der spanischen, französischen und deutschen Literatur gründet er gemeinsam mit Kommilitonen das anarchistische Kabarett „Der Blarze Schwock“, in deren Aufführungen er selbst einige Rollen übernimmt. Baxmeyer ist ein kreativer Kopf: “Ich habe Berge an Versen geschrieben, drei Schallplatten mit eigenen Liedern rausgebracht, einen Turm an akademischen Texten verbrochen. Am Ende ging es mir immer ums Wort.”
Martin Baxmeyer als Mitarbeiter am Schreib-Lese-Zentrum (SLZ)
Im Jahr 2016 hat Baxmeyer einen folgenschweren Verkehrsunfall. Gerade zu einem Zeitpunkt, in dem der promovierte Romanist einen entfristeten Vertrag erhalten hätte. Und auch seine kreative Laufbahn als Kabarettist, Schauspieler, Musiker und Autor muss er weitestgehend aufgeben: “Doch durch eine irrwitzige Verkettung von Zufällen ergab sich für mich glücklicherweise eine neue Perspektive am Schreib-Lese-Zentrum.” Das SLZ selbst ist dem Germanistischen Institut beigeordnet und unterstützt nicht nur Studierende aller Fachbereiche, sondern grundsätzlich alle Mitglieder der Universität beim (wissenschaftlichen) Schreiben: individuell oder in Seminaren. Baxmeyer ist dort seit vier Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Schreibberatung zuständig. Seiner Meinung nach vermittelt die Uni beispielsweise nicht ausreichend, wie eine Hausarbeit geschrieben wird. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ bietet Baxmeyer deshalb eine Art Werkzeugkasten, aus dem Studierende unterschiedliche Strategien wählen können, um Schreib- und Lesekompetenzen zu verbessern. Besonders interessant ist außerdem ein Zertifikatskurs, der insofern berufsqualifizierend ist, als Studierende hier selbst zu Schreibberater*innen ausgebildet werden.
„Schreiben ist für mich eine endlose Entdeckungsreise“
Baxmeyer legt Wert darauf, dass wissenschaftliches Schreiben durchaus kreativ sein kann. „So sehr an der Universität auch diskutiert wird, sie ist und bleibt ein Ort des Schreibens.” Und gerade da, wo es klare Vorgaben gibt – wie bei einer wissenschaftlichen Hausarbeit – bleibt oft noch viel Raum für eigene Ideen. Denn für Baxmeyer beinhaltet Schreiben einen spielerischen Umgang mit Sprache. Schreiben sollte nicht bloß das Fixieren eines Wortes auf Papier sein, sondern immer auch eine Leidenschaft: „Wenn man weiß, wie man schreibt, schafft man sich eine eigene Stimme in der Welt.“
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