Anke Jarling: Eine Frau mit vielfältigem Lebenslauf

Anke Jarling (Foto: Corinna Wolters)
Anke Jarling (Foto: Corinna Wolters)

Von Svea Triesch.

Fast jede*r Germanistik-Student*in der WWU hat schon einmal bei Anke Jarling an die Bürotür geklopft. Als Studienfachberaterin und -koordinatorin hilft sie hier seit acht Jahren Studierenden bei Problemen rund um die Organisation ihres germanistischen Uni-Alltags. Wenige wissen, dass sie sich nicht immer um Nachmeldungen und Stundenpläne gekümmert hat, sondern viele Jahre als freie Lektorin für verschiedene Verlage gearbeitet hat. 

Begonnen hat Anke Jarlings Werdegang mit dem Studium in Münster und Rostock, das sie mit dem Magistra-Diplom in Deutscher Philologie, Soziologie und Philosophie abschloss. Da sie während ihres Studiums Praxiserfahrungen vermisste, arbeitete sie nebenher als studentische Hilfskraft beim (heute nicht mehr existenten) Votum Verlag in Münster. “Ich hätte nicht gedacht, dass sich aus dem Verpacken von Büchern ein Volontariat ergeben würde”, sagt Jarling und ergänzt, dass Letzteres ein “Sprungbrett für zukünftige Jobs” gewesen sei. So bekam sie erst die Möglichkeit, alle Tätigkeitsbereiche des Fachbuchverlags kennen zu lernen. Anschließend arbeitete Anke Jarling für den rechtswissenschaftlichen Lexis-Nexis Verlag im Bereich der Text-Digitalisierung und als freie Lektorin bei der Frankfurter Verlagsgruppe GmbH, einem Zusammenschluss von Selbstpublikations-Verlagen, sowie in der Kommunikationsagentur für digitales Marketing „Cynapsis interactive“ in Münster.
 

„Sie müssen frech sein“ 


“Je diverser die Bereiche, in denen man Arbeitserfahrung sammelt, desto vielseitiger sind die Angebote, die man erhält”, sagt Jarling. Manchmal helfen einem bei der Arbeitssuche Soft Skills oder andere Fähigkeiten, die man selbst zu wenig beachtet. Einmal verhalfen ihr sogar spezielle Softwarekenntnisse zu einem Jobangebot. Oft kämen neue berufliche Wege durch Zufall zustande, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei. Oder wenn man die richtigen Leute kennen lerne – wie in fast allen Branchen ist auch im Literaturbetrieb Networking die Schlüsselkompetenz zum Erfolg. „Sie müssen frech sein“, rät Jarling augenzwinkernd.

Ähnlich wie im festangestellten Verlagslektorat werden auch freie Lektor*innen eher schlecht bezahlt. Aus diesem Grund sei man auf eine*n gut verdienende*n Partner*in angewiesen, um eine Familie ernähren zu können.“ Finanzielle Sicherheit habe man als freiberufliche*r Lektor*in nicht – ohne Projektangebote keine Bezahlung. Um ihre berufsbedingten Unsicherheiten finanziell auffangen und krankenversichert sein zu können, hat Anke Jarling neben ihrer projektbezogenen Textarbeit in der wissenschaftlichen Forschung gearbeitet.

Mit Fleiß und Kontakten 


“Die perfekte Fachkombination im Studium gibt es nicht.  Selbst aus Nebenfächern gewonnenes Spezialwissen qualifiziert für die Arbeit mit wissenschaftlichen Texten. Entscheidend ist am Ende jedoch der Spaß an den Inhalten und die daraus resultierenden guten Noten!” Das Studium hat ihr vor allem geholfen, Texte sicher und akribisch zu redigieren. Auch an verschiedenen Projekten gleichzeitig zu arbeiten, fiel Jarling leicht.  

Doch wie kommt man als freie*r Lektor*in überhaupt an Aufträge? Neben der bereits erwähnten und unerlässlichen Pflege von Kontakten sollte man jeden Tag Internet und Fachzeitungen nach Anzeigen durchforsten. „Man muss gründlich und schnell arbeiten und Angeboten so schnell wie möglich zusagen. Mir ist es auch schon passiert, dass Aufträge bereits nach fünf Minuten vergeben waren.” Flexibilität und Mobilität sowie die Bereitschaft am Wochenende zu arbeiten, werden vorausgesetzt: „Es gibt immer jemand anderen, der deine Arbeit erledigen kann.”

Nachdem der Cornelia Goethe Verlag sein Lektorat in ausländische Agenturen verlagert und Jarling immer weniger Aufträge erhalten hatte, arbeitete sie zwei Jahre als freiberufliche Dozentin und Bewerbungscoach bei dem Bildungsinstitut Münster e. V. und der GEBA mbH. Seit 2010 ist Anke Jarling im Studienbüro des Germanistischen Instituts tätig.

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