Was macht öffentliche Kommunikation aus? Moderatorin Lisa Tellers und Pressesprecherin Lisa Nohl über die Wichtigkeit, sich selbst auszuprobieren

Wer öffentlich kommuniziert, sollte sich auch richtig präsentieren können: Lisa Tellers und Lisa Nohl zeigen, wie das aussehen kann (Foto: Carsten Vogel).

Von Niels Malte Dieckmann und Sarah Siebers.

Wer in der Öffentlichkeit steht oder für die Öffentlichkeit arbeitet, sollte die Art und Weise seiner Kommunikation immer auch hinterfragen. Wie wirke ich und wie kommt das an, was ich sage, hat es den gewünschten Effekt? Selbstreflexion ist sowohl für Lisa Tellers, freiberufliche Journalistin und Moderatorin, als auch für Lisa Nohl, Pressesprecherin, in ihren Jobs eine wichtige Voraussetzung. Beide haben mit ihrem Germanistikstudium eine gute Grundlage gelegt, schlugen jedoch gänzlich verschiedene berufliche Wege ein.

Lisa Tellers sitzt in entspannter Körperhaltung im Germanistik-im-Beruf-Workshop und lädt zu einem Gespräch auf Augenhöhe ein. „Wie ich wurde, was ich bin …“, beginnt Tellers. “Ich habe mich stets ausprobiert und konsequent auf meine Ziele hingearbeitet.” 

“Manchmal muss man auch Risiken eingehen”

Von klein auf begeistert sich Tellers für Fußball – eine Leidenschaft, der sie auch beruflich weiter nachgehen will. Durch ein Praktikum beim Lokalradio 90,1 Mönchengladbach nimmt diese Vorstellung weiter Form an: Journalismus soll es sein. Als Grundvoraussetzung für den Beruf gilt ein abgeschlossenes Studium, der Studiengang selbst ist dabei weniger wichtig als der Abschluss. “Ich habe überlegt: Was passt zum Journalismus? Deshalb habe ich mich für  Germanistik und Medien & Kommunikation entschieden.“ Um ihr den Einstieg in den Beruf zu erleichtern, versucht Tellers, in kleinen Schritten auf ihr Ziel hinzuarbeiten und absolviert während ihres Studiums Praktika bei Kleinunternehmen: “Berufliche Erfahrung ist unglaublich wichtig”, sagt sie, “Kontakte sind das A und O. Durch die Praktika konnte ich mich vernetzen und Kontakte knüpfen, die mir später weitere Möglichkeiten eröffneten.” Daher arbeitet Tellers bereits zu Studienzeiten als freie Mitarbeiterin unter anderem bei der ARD Sportschau.

Nach ihrem Studium wird aus dem Praktikum ein Volontariat bei Radio 90,1, durch das sie lernt, wie man eine Radiosendung moderiert. Aber anstatt dort eine feste Stelle anzunehmen, entscheidet sie sich dafür, als Freiberuflerin die Auftraggeber:innen selbst auszusuchen. “Manchmal muss man auch Risiken eingehen”, betont Tellers. Durch vorherige Praktika hat sie bereits ein Netzwerk aufgebaut – und hat so schnell die Gelegenheit, Audiolivestreams der Bundesliga bei der ARD zu moderieren. Obwohl sich daraus weitere Möglichkeiten ergeben, ist Tellers ständig auf der Suche nach neuen Aufträgen, die sie beruflich fordern und finanziell absichern. “Wenn mir jetzt ein Auftraggeber wegbricht, habe ich noch andere Einkommensquellen, auf die ich mich vorerst verlassen kann.”

„Als Freiberuflerin muss ich äußerst flexibel sein und meine Termine selbst organisieren, um nicht den Überblick zu verlieren.” Darüber hinaus stellt sie vier Grundeigenschaften heraus, die sie als Journalistin braucht: Neugier, Belastbarkeit, Kritikfähigkeit und sprachliche Kompetenzen. Letztere hat sie vor allem durch ihr Germanistikstudium erworben. “Studium und Praktika haben mir dabei geholfen, mich auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln.”

„Gib mir ein Mikrofon in die Hand und ich hab’ Spaß“

Lisa Tellers sitzt, Lisa Nohl steht. Lebhafte Gesten unterstreichen die Worte der Pressesprecherin, ihre Stimme passt sich dem Ton ihrer anschaulichen Erzählung an. Wie für Tellers war auch für Nohl ein Praktikum ausschlaggebend für die berufliche Orientierung: Bei der Westdeutschen Zeitung entdeckte sie den Beruf der Journalistin für sich. “Ich liebe das geschriebene und gesprochene Wort und habe daher Germanistik und Komparatistik studiert.” Um während des Studiums weiterhin Erfahrungen als Journalistin zu sammeln, arbeitete sie als freie Mitarbeiterin bei Radio Wuppertal

Bereits im Studium schreibt Nohl 120 Bewerbungen, sodass sie anschließend als PR-Journalistin bei einer Kommunikationsagentur anfangen kann. Es folgen weitere Stellen, bei denen sie unter anderem als Referentin für Marketing und Kommunikation tätig ist, bis sie schließlich zu den Stadtwerken Solingen gelangt. Anfangs ist sie dort Referentin für Unternehmenskommunikation, dann Pressesprecherin. Das heißt, sie ist verantwortlich für die externe und interne Kommunikation der Stadtwerke. Extern vertritt sie ihren Arbeitgeber in der Öffentlichkeit, indem sie Pressefragen beantwortet, Pressemitteilungen erstellt und Pressetermine wahrnimmt. Intern ist sie für die Redaktion des Intranets und die Koordination des Geschäftsberichts zuständig. Damit Entertainment und Witz nicht zu kurz kommen, moderiert sie zudem den “Coffee Talk“, bei dem sich die Mitarbeitenden mit der Geschäftsführung austauschen.

“Probiert euch aus!”

Neben ihrer Haupttätigkeit bei den Solinger Stadtwerken ist sie mittlerweile ebenfalls geschäftsführende Gesellschafterin einer eigenen Agentur für Kommunikation und Marketing. In beiden Jobs muss Nohl auf ein breites Fachwissen zurückgreifen, um auch in Krisensituationen schnell und kompetent agieren zu können. Trotz ihrer vielfältigen Erfahrungen in der öffentlichen Kommunikation sieht sie weiterhin Verbesserungspotenzial bei sich selbst. “Üben, üben, üben!” lautet Nohls Credo. Sie fühlt sich in Bewegung weitaus wohler als am Schreibtisch: “Ich bin eher ein Freigeist und ein Gesichtskasper. Ich muss mich oft bremsen, nicht zu schnell zu sprechen.” Neben der Freude, vor Publikum zu agieren, sind weitere Eigenschaften für sie als Pressesprecherin wichtig, wie zum Beispiel die Rede-, Präsentations- und Recherchekompetenz. 

Wer öffentlich kommuniziert, sollte sich auch richtig präsentieren können: Lisa Tellers und Lisa Nohl zeigen, wie das aussehen kann. Egal ob als Journalistin, Moderatorin oder als Pressesprecherin – Tellers bringt es auf den Punkt: “Probiert euch aus!” In unterschiedliche Unternehmen hineinzuschnuppern und sich zu vernetzen – das öffnet Türen. Praktisches Erproben und Weiterbildung im Sprechen und Schreiben – das hält Türen offen. Beim Vernetzen gehen Tellers und Nohl mit gutem Beispiel voran: Sie tauschen sich während des Workshops miteinander aus und teilen auch ihre Kontaktdaten.  

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