Eva Paetow: Praxiserfahrungen als Wegweiser
Von Niklas Bier.
Harald Schmidt hat in seiner Talkshow mal darüber gescherzt, dass Taxifahrer entweder kein Deutsch können oder es studiert haben. Dieses Vorurteil gegenüber Germanist*innen kennt natürlich auch Eva Paetow. Dabei ist sie ein gutes Beispiel, wie flexibel Geisteswissenschaftler*innen in ihrer Berufswahl sein können. Nach einem Master of Arts in angewandter Sprachwissenschaft und einem Job als freie Mitarbeiterin in der Online-Redaktion der Westfälischen Nachrichten startete Paetow ihre Karriere bei Data Design System (DDS), einem Unternehmen für Gebäudetechnik. Studium und Berufspraxis lagen somit denkbar weit auseinander.
Germanist*innen können sich überall einarbeiten
Paetow hatte nur vage Vorstellungen davon, was sie bei DDS erwarten würde, sodass sie sich einfach ins Blaue hinein bewarb. Obwohl sie sich eigentlich als Online-Redakteurin beworben hatte, musste sie Aufgaben des Marketings übernehmen. Diese bestanden darin, Texte für den Online-Auftritt der Firma zu schreiben. “Das Fachchinesisch der Gebäudeplanung war für mich zunächst eine große Herausforderung”, sagt Paetow. “Beim Texten von Werbekampagnen für Handwerker*innen fühlte ich mich jedoch schnell zu Hause. Überhaupt bin ich der Überzeugung, dass wir uns als Germanist*innen überall einarbeiten können.” Als sie bei DDS anfing, dominierte noch der Print-Bereich in der Öffentlichkeitsarbeit. Ihre Erfahrungen in einer Online-Redaktion halfen ihr, die Homepage und den Auftritt in den sozialen Medien aufzubauen. “Die Aufgabe unseres Teams bestand darin, Reichweite zu generieren und Kunden zu gewinnen.”
Werbung und P.R. sind nicht immer unterscheidbar
Die vom Team verfassten Kampagnen mussten für Handwerker*innen verständlich sein. “Dazu mussten wir oft Texte umschreiben. Denn es ging darum, werbewirksam und in wenigen Sätzen aufzuzeigen, wieso DDS der perfekte Partner ist.” Paetow unterscheidet Werbung von P.R. beziehungsweise Öffentlichkeitsarbeit, die sich hauptsächlich auf die Außenwahrnehmung eines Unternehmens konzentriere. Allerdings muss sie zugeben, dass die Grenzen in der Praxis oft verschwimmen.
Heute arbeitet Paetow in Hamm bei Auditorium, einem auf HiFi-Anlagen und Vinyl spezialisierten Unternehmen. Als Content-Managerin ist sie dort für den Webshop verantwortlich. Leider musste sie den neuen Job Corona-bedingt im Home-Office ohne Einarbeitungsphase beginnen. “Trotzdem fühlt es sich für mich wie eine Rückkehr nach Hause an, weil bei Auditorium die redaktionelle Arbeit erneut im Vordergrund steht”, berichtet Paetow per Video von ihrem eigenen Schreibtisch aus. Als persönliches Resümee hält sie fest: “Der Weg, den ich gegangen bin, war genau der Weg, den ich wieder gehen würde.”
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