,,Keine Woche ist wie die andere“ – Elsa Weiland über den Beruf als Regisseurin und Dramaturgin in der Freien Theaterszene
Von Emily Schulte und Carolina Fernandes-Campos.
Mit einer Online-Mindmap führt Elsa Weiland durch ihren Vortrag. Noch während sie spricht, stellt sie Verbindungen her, zoomt mal rein, mal raus. ,,Mindmaps mag ich am liebsten, damit kann ich meine Gedanken und spontanen Einfälle sehr gut ordnen”, sagt Weiland. Kreativ zu sein gehört zu ihrem Alltag als Dramaturgin in der Freien Szene. Ihr Weg dorthin beginnt allerdings eher holprig. Das Psychologiestudium bricht sie ab, um sich stattdessen für den Zwei-Fach-Bachelor in Germanistik und Medienkulturwissenschaft an der ,,Universität zu Köln” zu entscheiden.
Parallel zum Studium sammelt sie erste Erfahrungen am Theater. Sie arbeitet – zum Teil über Praktika – an verschiedenen künstlerischen Projekten und Institutionen, wie zum Beispiel am Opernhaus Düsseldorf oder auf dem Sommerblut Theaterfestival in Köln. Dass sie eine große Faszination für die darstellenden Künste hat, ist Weiland klar, seit sie als Schülerin an einem Projekt von Pina Bauschs berühmten Wuppertaler Tanztheater teilgenommen hat. Von da an ist sie Feuer und Flamme für alles, was mit Bühne und Performance zu tun hat.
Der Sprung in die Freie Szene
Im Jahr 2018, gegen Ende ihres Studiums, gründet Weiland das Kollektiv ,,Krux”: „Ich wollte unbedingt an der eine eigene Regiearbeit machen, das war aber im Format „UniBühne“ an der studiobühneköln“ nur mit einer eigenen Theatergruppe möglich.” Für das Debütprojekt „Der Zwang“ nach Stefan Zweig erhält ,,Krux” den KunstSalon-Theaterpreis, außerdem wird das Stück für den Kölner Theaterpreis 2018 nominiert. Ihr Start in die Theaterszene ist also überaus erfolgreich. Weitere Erfahrungen sammelt sie als Produktionsleiterin bei der Tanzkompanie Mira und durch ihre Teilnahme an Mentoring-Programmen bei der Rudolf-Augstein-Stiftung und dem Dramaturgie-Netzwerk, das den freien Austausch zwischen Theaterschaffenden fördert.
Die Tätigkeit einer Dramaturg:in definiert jeder anders: „Wenn man zehn Dramaturg:innen danach fragt, was sie tun, bekommt man zehn verschiedene Antworten. Für mich besteht die Hauptaufgabe darin, eine Produktion kritisch zu begleiten. Das ist vor allem in der Freien Szene wichtig, weil dort prozessorientiert und experimentell gearbeitet wird.” Obwohl sich die Freie Szene durch eine große künstlerische Freiheit auszeichnet, gibt es zugleich eine beträchtliche finanzielle Unsicherheit. Verschiedene Förderinstitutionen spielen deshalb eine entscheidende Rolle bei der Realisierung von Projekten. ,,Sich ein Netzwerk aufzubauen, ist besonders wichtig. Jede einzelne Begegnung kann später nochmal hilfreich sein”, betont Weiland. ,,Kontakte zu sammeln, beginnt schon im Studium oder bei Hospitanzen am Theater.”
Blick hinter die Kulissen
Zur oftmals unsicheren Fördersituation kommen der Gender Pay Gap von 39 Prozent in Theaterinstitutionen und überhaupt die häufig schlechten Verdienstchancen in der Freien Szene. ,,Das ist eine von vielen Herausforderungen, mit denen man in der Freien Szene konfrontiert wird”, sagt sie. ,,Außerdem gibt es wenig Struktur von außen, weshalb man manchmal selbst nicht weiß, woran man gerade ist. Flexibilität ist also das A und O.”
Allen, die sich für die Arbeit in der Dramaturgie interessieren, gibt Weiland einige Ratschläge: „Da die eigene Arbeit für andere nicht unmittelbar erkennbar ist, sollte man nicht allzu eitel sein”, beginnt sie lachend. ,,Ein zweites berufliches Standbein zu haben, ist sicher von Vorteil. Auch regelmäßige Theaterbesuche und praktische Erfahrungen – zum Beispiel durch Praktika – sind absolut wertvoll!” Abschließend zoomt sie aus der Mindmap heraus. Sichtbar werden die vielen Stationen ihres bisherigen Berufslebens, die sie als Person verkörpert. ,,Ich bin bis heute dankbar für die Erfahrung, die ich damals bei Pina Bauschs Tanztheater gemacht habe. Der größte Gewinn ist es für mich deshalb, andere mit meiner Leidenschaft fürs Theater anzustecken.”
You must be logged in to post a comment.