Definition: „Literarisches Schreiben“

(Foto: Green Chameleon on Unsplash).

Von Philipp Saukel.

Das Schreiben im Allgemeinen bedeutet zunächst einmal, Schriftzeichen auf einem Medium wie z. B. Papier zu fixieren. Als kulturelle Technik greift das Schreiben auf Wissen, Bilder, Moralvorstellungen und natürlich auch auf die Sprache einer oder mehrerer Kultur(en) zurück. Zugleich kann Schreiben dazu beitragen, eine Kultur zu prägen und dynamisch zu verändern. Auf der Ebene des Individuums wird Wissen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen und mit dem Kurzzeitgedächtnis verknüpft. Auch hier wirkt das Schreiben zurück auf das Individuum, weil es kognitive Strukturen – also Gedanken, Affekte und Motivationen – überhaupt erst herstellt oder verändert.

Der Begriff der Literatur kann weit oder eng gefasst werden. Im weiteren Sinne setzt er wiederum mediale Fixierung voraus. Somit wäre ein Einkaufszettel schon Literatur. Der enge Literaturbegriff geht deshalb von mindestens zwei weiteren Merkmalen aus. Zum einen davon, dass Literatur in bestimmter Weise von der Alltagssprache abweicht, so wie das beispielsweise Gedichte durch ihre Versform tun. Zum anderen vom Merkmal der Fiktionalität – einer Darstellungsweise, die sich beispielsweise in Erzählungen und Romanen findet. 

Literarisches Schreiben kann also heißen, Gedichte oder Romane zu verfassen. Es kann aber auch bedeuten, Texte wie etwa Briefe zu schreiben, die einzelne literarische Merkmale aufweisen. Wenn ein Text veröffentlicht wird, kann er mitunter auf das kulturelle Gedächtnis – also auf Wissen, Bilder und Sprache(n) einer Kultur – Einfluss nehmen. Ein in einem Verlag oder auf einer Website publizierter literarischer Text macht überdies aus einer schreibenden Person eine*n Akteur*in im Literaturbetrieb, also eine*n Autor*in.

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