Literaturvermittlung: Wie man sich seine eigene Nische sucht

Von Svenja Krause.

Was kommt eigentlich nach dem Studium? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Aber Perspektiven. Diese zeigt Jürgen Gunia seit über 20 Semestern in der Reihe „Germanistik im Beruf” am Beispiel unterschiedlicher Tätigkeitsfelder auf. Im Sommersemester 2018 haben Germanistik-Studierende der BA- und MA-Studiengänge einen Workshop mit Vorträgen von Herbert Knorr und Stefanie Ericke-Keidtel besuchen können. Das Thema diesmal war “Literaturbetrieb und Literaturvermittlung”.

Als erstes stellte Herbert Knorr seinen Berufsalltag vor. Er ist Manager des Literaturbüros Unna e.V., ein Treffpunkt nicht nur für Literaturliebhaber*innen, sondern auch für angehende Schriftsteller*innen, kreative Kinder und Jugendliche. Besonders stolz ist Knorr auf das von ihm initiierte Krimifestival „Mord am Hellweg“ – Europas größtes Krimifestival. Der erfahrene Literaturvermittler und Schriftsteller nannte auch wichtige Kompetenzen, die Volontär*innen ins Literaturbüro mitbringen sollten: Kontaktfreudigkeit, Organisations- und Planungstalent, insbesondere aber Networking.

Darum ging es auch im Vortrag von Stefanie Ericke-Keidtel. Die selbstständige Literaturvermittlerin und Kulturmanagerin arbeitet seit Februar für das Junge Literaturhaus in Berlin, ist Pressefrau für den mairisch Verlag und organisiert mehrere große Literatur-Events wie das “Harbour Front Festival” in Hamburg. Spezialisiert hat sich Ericke-Keidtel auf die Literaturvermittlung mit Kindern und Jugendlichen. Um bereits den ganz Kleinen den ersten Kontakt mit Literatur zu ermöglichen, rief sie mit Kolleg*innen das Projekt “Buchstart” ins Leben. Eltern von Kleinkindern bekommen bei ihrem ersten Pflichtbesuch in Hamburger Kinderarztpraxen eine “Buchstart”-Tasche mit verschiedenen Broschüren und einem Buch geschenkt. Zehn Jahre läuft das Projekt nun schon mit großem Erfolg.

Mit Herzblut dabei


Begeisterung, Engagement und Passion für ihre täglichen Aufgaben machten die Vorträge Ericke-Keidtels und Knorrs sehr kurzweilig. Durch ihre privaten Einblicke und genauen Ausführungen kam es anschließend schnell zu einem intensiven Austausch, in dem auch die beiden Gäste selbst miteinander ins Gespräch kamen. Beide waren sich einig, dass man im Bereich der Literaturvermittlung sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten hat und seine eigene Nische finden kann. Der Einstieg gelingt allerdings nur, wenn man bereits Praxiserfahrungen gemacht hat. Deshalb raten beide zu Praktika.

In den abschließenden Interviews erzählten beide Gäste von allgemeiner Zufriedenheit mit dem Beruf, Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit und dem “linearen Schein gebrochener Lebensläufe”. Während des Workshops wurden erste Kontakte geschaffen, Tipps gegeben und Mut gemacht. Fazit: Die Berufsperspektiven im Literaturbetrieb und in der Literaturvermittlung sind vielfältig und es besteht Bedarf nach passionierten Leuten mit guten Ideen.

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