„Medien haben mich schon immer interessiert!“: Oliver Heidemann über seine Arbeit beim ZDF

Oliver Heidemanns Position als Unterhaltungschef des ZDF bringt eine Menge Verantwortung mit sich (Foto: ZDF/Jana Kay).

Von Emma Pauline Sprenger.

Normalerweise steht der Unterhaltungschef des ZDF hinter der Kamera. Heute sitzt Oliver Heidemann im Rahmen des „Germanistik im Beruf“- Workshops davor. Nah rückt er an die Kamera heran und beginnt seinen Vortrag via Zoom. Heidemann berichtet von seinem ganz persönlichen Weg in die Welt des redaktionellen Arbeitens beim Fernsehen. „Medien haben mich schon immer interessiert!“ Mit diesen lapidaren Worten beschreibt er seinen Karrierebeginn. 

Deshalb überraschen Germanistik und Publizistik als zwei seiner Studienfächer an der Universität Münster nicht weiter. Heidemanns große Leidenschaft gilt aber der Musik, weshalb sein Hauptfach Musikwissenschaften war. Die Begeisterung dafür springt über auf die Zuhörer:innen, trotz des  Emotionen aufsaugenden Zoom-Formats. Diese zeigt sich auch in Heidemanns Promotion über die Operngeschichte des französischen Empires. Als er dann beim ZDF anfängt, liegt die Arbeit an Musiksendungen wie „ZDF Sonntagskonzert“, „Echo Klassik“, aber auch „Die Helene Fischer Show“ auf der Hand. 

“Aufregende Jahre“ beim ZDF

Heidemanns Zoom-Auftritt ist souverän. Die meiste Zeit lehnt er sich entspannt zurück, während er über seine redaktionelle Tätigkeit spricht. Kommt er allerdings auf seine Erinnerungen zu sprechen, verändert sich seine Haltung schlagartig. Auf einmal beugt er sich vor, sein Gesicht ist nah an der Kamera, nah an den Zuhörer:innen. Seine Körpersprache wird dynamischer. “Das waren aufregende Jahre damals”, schwärmt er. 

Er verliert sich in Anekdoten über “Wetten, dass…”, eine der bekanntesten Unterhaltungsshows überhaupt: “Den Sänger einer Boygroup musste ich noch fünf Minuten vor dem Auftritt überzeugen, auf die Bühne zu gehen.” Man merkt, er ist stolz auf diese Jahre, in denen er viel lernen und Erfahrungen sammeln konnte.  

Wie das ZDF präsent bleibt und ein jüngeres Publikum anzusprechen versucht

Mittlerweile ist Heidemanns Arbeit zwar etwas ruhiger, jedoch nicht weniger anstrengend geworden. Seine feste Position als Unterhaltungschef des ZDF bringt eine Menge Verantwortung mit sich. Gegenwärtig machen traditionelle Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitung durch die Digitalisierung einen stärkeren Wandel denn je durch. Zu den Aufgaben Heidemanns gehört es auch, auf diesen Wandel zu reagieren. Hierbei gilt es vor allem, ein jüngeres Publikum anzusprechen und wenigstens auf gleicher Höhe mit der Konkurrenz zu bleiben. Inzwischen muss auch der Unterhaltungschef  zugestehen, dass die Nachfrage am linearen Fernsehangebot abnimmt – obwohl der durchschnittliche Zuschauer des Senders rund 61 Jahre alt ist. Gerade Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime und Disney+ haben in den vergangenen Jahren regen Zulauf bekommen.

Auf die Streamingdienste hat das ZDF bereits vor Jahren mit der Einführung einer Mediathek reagiert. Damit können Filme, Serien und Unterhaltungsshows rund um die Uhr angeschaut werden. „Lineares Fernsehen wird wie der Sand vor Sylt jedes Jahr ein bisschen abnehmen“, sagt Heidemann voraus. Natürlich weiß er, dass das ZDF für die jüngere Zielgruppe Formate anbieten muss. Deshalb gibt es zum einen das Content-Netzwerk „funk“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks das vorrangig Jugendliche und junge Erwachsene anspricht. Zum anderen präsentiert sich das ZDF auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok. 

Tipps für die jüngere Generation

Für die jüngere Generation hat Heidemann zum Schluss seines Vortrags noch ein paar Tipps parat – „altväterliche Ratschläge“, wie er sie selbstironisch nennt. Hauptsächlich komme es auf die Bereitschaft und das richtige Engagement an für das, was einem wichtig ist. „Humor und Spaß bilden große Triebfedern“, betont er. Viele Praktika zu absolvieren und seine eigenen Interessen zu entwickeln, sei ebenso wichtig: “Erst dadurch entsteht die Möglichkeit, sich in einer Redaktion nicht nur auszutesten, sondern auch sich selbst zu verwirklichen.” 

„Eine gute Vernetzung ist absolut von Vorteil, aber vieles hat einfach auch mit Glück zu tun, also damit, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein“, betont Heidemann. Grundvoraussetzungen seien aber Neugierde für verschiedene Themen und das Arbeiten mit unterschiedlichen Textsorten: „Die kreativsten Menschen sind meist auch die belesensten.“ In diesem Sinne lautet Heidemanns abschließender „altväterlicher Ratschlag“: „Seien Sie engagiert und vorbereitet!“

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