Nina Wedding im Interview: „Es kommt alles so, wie es soll“

(Foto: Carsten Vogel).

Von Leonie Heims und Fabio Koch.

Nina Wedding arbeitet bei klick.design in Münster als Marketing Managerin. Zugleich hat sie sich mit der Agentur Heartlead Marketing selbstständig gemacht. Im Interview spricht die studierte Germanistin über ihren Arbeitsalltag und über berufliche Chancen für Germanist*innen. Außerdem gibt sie viele Tipps für den Berufseinstieg. 

Wann haben Sie herausgefunden, dass Sie beruflich etwas mit Werbung machen möchten?

Nina Wedding: Da ich viele Praktika im Verlagswesen gemacht habe und selbst gerne viel lese, dachte ich, dass dies auch mein Berufswunsch sei. Dass ich bei Werbung gelandet bin, war ein richtiger Glücksfall, weil ich mich einfach in vielen Berufsfeldern beworben habe.

Wie wichtig sind Praktika für den Berufseinstieg?

Nina Wedding: Sehr wichtig. Ich weiß, dass viele Geschäftsführer*innen beim Sichten der Bewerbungsunterlagen gleich zum Lebenslauf weiterblättern, um zu sehen, ob und welche Praktika absolviert wurden. Das A und O sind berufspraktische Erfahrungen, auf die man in der Bewerbung verweisen kann. 

Sie haben über die Jahre diverse Zusatzqualifikationen sowie erforderliche betriebswirtschaftliche Fachkenntnisse erlangt. Läuft es neben digitalen Hilfestellungen wie YouTube-Tutorials letztlich doch meist auf „learning by doing“ hinaus? 

Nina Wedding: Das ist unterschiedlich. Bei Office-Programmen und HTML-Programmierung würde ich tatsächlich von „learning by doing“ sprechen. Google-Ads habe ich erst während der Arbeit kennengelernt, aber auch das habe ich mir über verschiedene Youtube-Tutorials beigebracht.

Sie haben schon viele unterschiedliche Arbeitgeber*innen gehabt. Wechselt man in Ihrer Branche eigentlich oft den Arbeitsplatz?

Nina Wedding: Ich denke schon, dass das üblich ist. Weil die Tätigkeiten so vielfältig sind, wollen sich viele erstmal in unterschiedlichen Bereichen ausprobieren. Man muss aber auch erstmal ein Unternehmen finden, dass zu den eigenen Bedürfnissen und Interessen passt – selbst, wenn die Suche länger dauert, bis man komplett zufrieden ist. 

Spielt Networking in Ihrer Branche eine große Rolle?

Nina Wedding: Am Anfang meiner Karriere habe ich immer die Leute bewundert, die schon länger in dem Bereich gearbeitet haben und deshalb bereits tausend Kontakte zu Agenturen und Grafiker*innen hatten. Durch den Wechsel in eine andere Agentur und dank meiner Selbstständigkeit habe ich noch mehr Kontakte knüpfen können, durchaus auch persönliche. Der Austausch geht gerade wegen sozialer Netzwerke sehr schnell.

Waren Sie schon einmal dazu gezwungen, Werbung zu schalten, die Sie moralisch verwerflich fanden oder die Sie nicht vertreten konnten?

Nina Wedding: Zum Glück nicht. Allerdings gab es durchaus Werbung, bei der ich dachte, dass die furchtbar aussieht. Ich versuche dann, die Kund*innen auf einer professionellen Ebene in die richtige Richtung zu lenken und zu beraten. Wenn aber jemand eine Video-Werbung auf Youtube wünscht, dann rate ich davon ab, weil sie nervt (lacht). Selten gibt es auch uneinsichtige Fälle, da hilft es nichts, da muss man dann einfach seinen Job erledigen.

Machen Sie sich eigentlich manchmal Gedanken, in welche Richtung sich Ihr Job entwickeln wird – gerade wenn man sich anschaut, welche digitalen Plattformen und sozialen Netzwerke in den vergangenen zehn Jahren entstanden sind?

Nina Wedding: Anfangs schon, aber wenn man täglich am Ball bleibt und sich zum Beispiel Marketing-Blogs anschaut, kann man bei neuen Entwicklungen mitreden. Meine Generation ist ja mit sozialen Netzwerken groß geworden und für uns ist es das Normalste der Welt, auch wenn das vor zehn Jahren noch nicht so vorstellbar gewesen ist. 

Sie arbeiten in Vollzeit und sind nebenbei noch selbstständig. Wie viel Zeit bleibt Ihnen denn eigentlich noch für private Dinge?

Nina Wedding: Mehr als man denkt. Es gibt natürlich solche und solche Phasen. Am Anfang hat es gedauert, bis sich mein Kund*innenstamm aufgebaut hat, da war eher weniger los. Aber zwischendurch gibt es schon Zeiten, in denen mein Privatleben zurückstecken muss, weil ich beruflich sehr viel zu tun habe. Das Gute an der Selbstständigkeit ist, dass ich mir meine Zeit selbst einteilen kann und mit den Kund*innen offen über meine Auslastung sprechen kann. 

Wo soll es bei Ihnen in Zukunft beruflich hingehen?

Nina Wedding: Wenn es so weitergeht wie jetzt, bin ich zufrieden: mehr Wachstum, mehr Kund*innen. Ich möchte einfach jederzeit von mir sagen können, dass ich genau an dem Punkt meiner Karriere bin, an dem ich gerne sein möchte. Ganz wichtig ist mir, den Spaß beizubehalten.

Würden Sie jemandem empfehlen, Germanistik zu studieren?

Nina Wedding: Ich würde es immer empfehlen. Selbst, wenn es im Marketing Stellenausschreibungen gibt, deren Profil nicht auf Germanist*innen zutrifft, rate ich dazu, sich trotzdem zu bewerben. Das hab’ ich damals auch so gemacht. Geisteswissenschaftler*innen haben generell gegenüber Studierenden der Wirtschaftswissenschaften den Vorteil, dass sie eigene Textproduktion gewohnt sind. So viel Selbstbewusstsein sollte man da schon an den Tag legen. 

Kann man also die Fähigkeit, gut zu schreiben und mit Sprache umzugehen, auf das Germanistikstudium zurückführen?

Nina Wedding: (Lachend) Nicht, wenn man nur gewohnt ist, wissenschaftlich zu schreiben: also lange Sätze und viel zu verschachtelt! Germanist*innen können sich aber schnell auf verschiedene Textarten, Schreibstile und auch auf unterschiedliche Adressat*innen einstellen. Man lernt, wie man sich auf das Wesentliche konzentriert und wie man seine Texte an die jeweilige Zielgruppe anpassen muss.

Was für einen Rat würden Sie Studierenden abschließend mit auf den Weg geben?

Nina Wedding: Der Einstieg in die Berufswelt ist schließlich immer mit Unsicherheiten verbunden. Es lohnt sich, Erfahrungen zu sammeln und herauszufinden, was einem am besten liegt. Deswegen mein Rat: Nicht zu viele Dummheiten anstellen, dann kommt schon alles so, wie es soll (lacht).

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