Dinah Marte Golch: Von der „gestressten Werbeschnalle“ zur erfüllten (Drehbuch)-Autorin

Dinah Marte Golch wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. (Foto: Carsten Vogel)

Von Laura Kindler.

Es kommt nicht häufig vor, dass ein und dieselbe Autorin mit zwei denkbar unterschiedlichen Preisen bedacht wird. Dinah Marte Golch ist sowohl Trägerin eines Werbepreises für die bekannten “Los Wochos” von McDonald’s als auch des prestigeträchtigen Grimme-Preises für einen “Tatort”. Golch ist eine sehr vielseitige und erfolgreiche Autorin – und dabei bleibt sie absolut bodenständig.

Das Schreiben war schon immer ihre größte Leidenschaft, wobei die Schule sie stets einengte. Deshalb unterbricht sie mit 17 Jahren, trotz starker Widerstände ihrer Eltern, für ein Jahr die Schule, um in einer Werbeagentur in München zu arbeiten. Nach dem Abitur ist Golch zunächst als Werbetexterin tätig. Mit 22 Jahren beginnt sie ein Germanistikstudium, was sie jedoch rasch wieder abbricht: „In den Vorlesungen war ich unterfordert, beim Arbeiten überfordert. Und dann fiel mir ein, was ich als Kind werden wollte: Das war weder eine todschick gestresste Werbeschnalle, noch eine Sekundärliteratur schleppende, gelangweilte Germanistin, sondern: Schriftstellerin!“

Schreiben, Schreiben, Schreiben

Nach ihrer erfolgreichen Zeit in der Werbebranche und dem Abbruch ihres Studiums nimmt Golch sich ein Jahr Auszeit, in der sie ihren ersten Roman schreibt. Von der Schreiblust gepackt, zieht sie sich daraufhin für ein Jahr in einen kleinen spanischen Fischerort zurück und verfasst – inspiriert vom Blick aufs Meer – ihr erstes Drehbuch. Zurück in Deutschland zieht Golch nach Berlin, wo sie ihre Leidenschaft für das Drehbuchschreiben fortsetzt: So schreibt sie für mehrere populäre Serien wie „Edel & Starck“, „Berlin, Berlin“ und auch „Der Bulle von Tölz“. Zudem entwickelt sie die Krimi-Serie „Stadt, Land, Mord“ für Sat 1, und betreut diese auch selbst als Produzentin. Während dieser Zeit pendelt sie drei Jahre lang zwischen ihrem Schreibtisch und dem Dreh-Set. „Ich möchte keinen Moment dieser Zeit missen“, betont Golch. Doch gibt sie zu, dass diese Zeit auch sehr anstrengend war. 

Dass sie nicht bei jedem Detail einer filmischen Umsetzung ihrer Geschichte mitbestimmen will, wird ihr in dieser Zeit klar. “Lieber wollte ich mich auf das Schreiben konzentrieren”,  meint Golch. Mit 32 Jahren darf sie dann ihren ersten „Tatort“ schreiben – und der kommt gut an: Für „Nie wieder frei sein“ wird sie mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehkrimipreis ausgezeichnet. Seitdem schreibt sie regelmäßig für den “Tatort”. Mittlerweile zählen auch verschiedene Streaming-Dienste zu ihren Arbeitgebern. Sie war  auch Teil des Autor*innen-Teams für die Netflix-Serie „Dogs of Berlin“, derzeit arbeitet sie an einer Serie für Amazon Prime. 

(Foto: Carsten Vogel)

Zwischen Kreativität, Kritik und Kompromissen

Golch verbringt zwar sehr viel Zeit am Schreibtisch, die Entstehung des eigentlichen Films jedoch ist von Teamarbeit geprägt. Optimalerweise teilen die Regisseur*innen dabei ihre Vision. Doch das ist nicht immer der Fall: Es kommt durchaus vor, dass ihre Geschichte noch einmal auf den Kopf gestellt wird. Teamarbeit erfordert sehr viel Diplomatie, manchmal kommt es auch zu hitzigen Diskussionen. „Es gilt, seiner eigenen Idee zu vertrauen, aber zeitgleich fähig zu sein, Kritik als Anregung und Inspiration zu verstehen“, betont Golch. Das versucht sie auch den Studierenden an der Filmhochschule München zu vermitteln, wo sie als Gastdozentin tätig ist. 

Golch macht sich aber nicht nur mit Drehbüchern einen Namen, sondern seit 2013 auch mit Romanen. Für ihren ersten Krimi „Wo die Angst ist“ erhält sie den Stuttgarter Krimi-Preis für das beste Debüt. Fünf Jahre später erscheint ihr zweiter Roman „Die fehlende Stunde“; ihr Roman „Mit den Augen der Anderen“ wird demnächst veröffentlicht. 

Ideen für ihre Romane und Drehbücher entstammen einer Kombination aus Erfahrungen, Neugier an Menschen und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Außerdem hat sie als Reiseliebhaberin die Maxime: „Immer mal wieder den Schreibtisch verlassen, über den Tellerrand sehen, was Neues ausprobieren, sich in den Fluss des Lebens stürzen“.



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