„Man muss ein bisschen Rampensau sein“ – Lisa Nohl über den Beruf der Pressesprecherin

Nicht nur Schreibtischarbeit, sondern eine bunte Mischung an Aufgaben – so beschreibt Lisa Nohl ihre Arbeit als Pressesprecherin (Foto: Carsten Vogel).

Von Lil Marie Reismann und Lara Schröder.

„Gib mir ein Mikrofon in die Hand und ich hab’ Spaß“ – mit diesem Motto bringt Lisa Nohl selbstbewusst die Leidenschaft für ihren Beruf als Pressesprecherin auf den Punkt. Schnell wird deutlich: Nohl ist in der Berufswelt angekommen, hat sich selbst und ihre Interessen verwirklicht. Etwas, wovon viele junge Menschen träumen. Doch wie hat sie das geschafft?   

„Das Wichtigste: Man muss für das, was man tut, brennen!“ Nohl selbst entdeckt zunächst ihre Liebe für den Journalismus, als sie bei der Westdeutschen Zeitung ein Schulpraktikum absolviert. Deshalb möchte sie einige Jahre später Journalismus in Dortmund studieren, erhält dort jedoch keinen Platz. Stattdessen studiert sie Germanistik an der Bergischen Universität Wuppertal und schließt daran einen Master in Komparatistik an. „Wissen ist Macht. Weiterbildung im Studium schadet nie, aber man sollte so früh wie möglich auch viele praktische Erfahrungen sammeln.“ Aus diesem Grund arbeitet sie nebenbei freiberuflich für Radio Wuppertal.

 Freigeist, Pressesprecherin, Moderatorin

Nach dem Studium und geschlagenen 120 Bewerbungen gelingt ihr der Sprung ins Berufsleben. Zunächst arbeitet sie für eine PR-Agentur in Düsseldorf, später für die DRK FreiWerk gGmbH. Zu diesem Job gehört auch mal der eine oder andere Fernsehauftritt. Aber die förmliche Art und Weise der Moderation fällt ihr nicht so leicht: „Ich bin eher ein Freigeist und ein Gesichtskasper“, sagt Nohl lachend. „Ich muss mich oft bremsen, nicht zu schnell zu sprechen. Und ich bin immer noch vor jedem Vortrag so nervös, dass ich denke: Fake it ‘till you make it! Aber daran arbeite ich, man lernt schließlich nie aus.“

2016 wechselt Nohl zu den Stadtwerken Solingen. Hier steigt sie innerhalb kürzester Zeit die Karriereleiter hinauf und übernimmt bereits ein Jahr später die Stelle der Pressesprecherin. Damit ist sie für die gesamte Kommunikationsstruktur des Unternehmens verantwortlich. Neben dem Erstellen von Pressemitteilungen gehören auch die Koordination und Vorbereitung von Presseterminen zu ihren Aufgaben. Darüber hinaus vertritt sie die Stadtwerke Solingen nach außen: „Tue Gutes und rede darüber“, lautet Nohls Devise, denn in ihrem Job geht es immer auch um Imagepflege.

An ihrem Beruf gefällt ihr vor allem die bunte Mischung an Aufgaben, die über die Arbeit im Büro hinausgeht: „Säße ich nur am Schreibtisch – ich würde eingehen wie eine Primel.“ Mit leuchtenden Augen berichtet Lisa Nohl über die Möglichkeit, auch eigene Projekte zu realisieren, zum Beispiel das öffentliche Nikolaussingen im Solinger Stadion. “Das ist mein Baby. In diesem Jahr 2023 findet es bereits zum vierten Mal statt.” Hier bekommt sie Feedback unmittelbar vom Publikum – etwas, das in ihrer bisherigen Laufbahn oft zu kurz kam. 

 Krisenkommunikation und Sprung in die Selbstständigkeit

Besonders herausfordernd an dem Beruf der Pressesprecherin ist die Krisenkommunikation. Vor allem die Flutkatastrophe im Jahr 2021 hat sich in ihr Gedächtnis gebrannt: „Ich kann heute nicht mehr sagen, wie das damals abgelaufen ist. Man funktioniert einfach. Aber ich bin stolz, dass ich diese Situation gemeistert habe. Letztlich ist es genau das, was meinen Job ausmacht“. Zusätzlich wagt Nohl den Sprung in die Selbstständigkeit: Gemeinsam mit einer Freundin gründet sie das Unternehmen Grammar & Typo – eine Agentur für Kommunikation und Marketing, die erfolgreich eigene Kund:innen betreut. 

Ob in ihrer Festanstellung als Pressesprecherin oder in ihrer Selbstständigkeit, Kommunikation spielt in Nohls Berufsleben eine wichtige Rolle. Gerade das öffentliche Sprechen gehört zu ihrem Alltag: „Man muss ein bisschen Rampensau sein“, betont sie. Nohl ist ganz in ihrem Element, als sie lebhaft vergangene Gesprächssituationen aus ihrem beruflichen Alltag nachspielt. Sie verändert Stimme und Körperhaltung, sobald sie zwischen den imaginierten Gesprächspartner:innen hin und her wechselt. Spätestens durch diese schauspielerische Einlage wird jedem klar – Nohl brennt wirklich für das, was sie tut. 

Und auch wenn Recherchekompetenz, Zeitmanagement und Flexibilität eine gute Pressesprecherin ausmachen – im Zentrum steht doch die Leidenschaft für das geschriebene und gesprochene Wort. Diese stellt Nohl noch einmal unter Beweis, wenn sie am Schluss pointiert Mut macht für die Unwägbarkeiten des Berufslebens: „Alles im Leben kommt, wie es soll. Gute und schlechte Erfahrungen bilden gleichermaßen.“


 “Ich würde genau den gleichen Weg wieder wählen”: Interview mit Lisa Nohl

Lisa Nohl im Gespräch (Foto: Carsten Vogel).

Von Evelin Foos.

Frau Nohl, gab es Momente in Ihrem beruflichen Werdegang, in denen Sie mit Unsicherheiten zu kämpfen hatten?

Nohl: Ja, schon! Trotzdem bin ich direkt nach meinem Uni-Abschluss in die Berufswelt eingestiegen. Das allerdings hat mich während meines Masterstudiums 120 Bewerbungen gekostet. Und da hatte ich durchaus mit Selbstzweifeln zu kämpfen, ich hab mich gefragt, ob ich wirklich gut genug bin. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern, dazu bin ich einerseits zu stur (lacht) und andererseits auch zu ehrgeizig.

Sie arbeiten nicht nur als Pressesprecherin, sondern führen auch ein eigenes Unternehmen und sind zeitweise an der Universität tätig. Wie strukturieren Sie Ihren Alltag, um all diese Aufgaben zu meistern?

Nohl: Ich habe meine Routinen. Beispielsweise versuche ich früh aufzustehen, was mir allerdings nicht immer gelingt, weil ich abends auch mal länger arbeite (lacht). Aber ich stehe gerne für meinen Beruf auf – ich glaube, das können die wenigsten von sich behaupten. Viele Menschen gehen in erster Linie arbeiten, um Geld zu verdienen. Mir macht mein Beruf Spaß! Auch als Lehrbeauftragte an der Uni den Studierenden etwas für die Zukunft mitgeben zu können, bereitet mir Freude. Außerdem kann ich mir in meinem eigenen Unternehmen mein Arbeitspensum selbst einteilen. Als Ausgleich für die anspruchsvolle kognitive Arbeit im Beruf mache ich Sport.

Wenn Sie nochmal die Wahl hätten, würden Sie erneut Germanistik studieren?

Nohl: Ja, ich würde genau den gleichen Weg wieder wählen. Das Germanistikstudium hat mir sehr viel gebracht, ich hatte immer eine Leidenschaft für Literatur- und Sprachwissenschaft. Es hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe. Wenn es damals doch mit dem Journalismusstudium funktioniert hätte, dann wäre ich heute eventuell Journalistin und nicht so glücklich, wie ich es jetzt bin. Alles im Leben hat irgendwie seinen Sinn und seinen Zweck. Überhaupt würde ich  jedem raten, der im Bereich Kommunikation tätig sein möchte, Germanistik zu studieren. Dadurch wird eine ideale Basis geschaffen für die Arbeit mit Text und Sprache.   

Was würden Sie Studierenden außerdem empfehlen, die im Bereich Kommunikation arbeiten möchten?

Nohl: Oh, Tipps habe ich sehr viele! Hier sind sie: Macht viele Praktika in verschiedenen Unternehmen. Versucht dabei, möglichst viele unterschiedliche Bereiche kennenzulernen, um herauszufinden, wo die eigenen Stärken liegen: Steht ihr lieber vor der Kamera oder dahinter? Auch vor Ort gibt es meistens Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln, zum Beispiel beim lokalen Radio oder bei der Lokalzeitung. Geht dort proaktiv auf eure Kolleg:innen zu, um euch zu vernetzen. Besonders Veranstaltungen wie Messen oder Workshops bieten eine gute Gelegenheit, miteinander ins  Gespräch zukommen. Unterhaltet euch ruhig mit vielen Personen – vielleicht ist darunter der Kontakt, der für eure spätere Laufbahn entscheidend ist. Bleibt offen fürs Gespräch und  überzeugt durch eure Leistungen!