Stefanie Ericke-Keidtel: Eine Frau, eine Leidenschaft und viele Berufe
Von Carolin Gleiche.
Lesen begeistert – daran haben auch Menschen wie Stefanie Ericke-Keidtel ihren Anteil: Die gebürtige Hamburgerin veranstaltet Literaturfestivals, ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim mairisch-Verlag und weitet die Angebote für Kinder und Jugendliche im Literaturhaus Berlin aus. Ihren vielseitigen Beruf brachte sie Studierenden der Universität Münster im Rahmen des Workshops “Germanistik im Beruf” näher.
Ericke-Keidtel hat es geschafft – sie macht ihre Leidenschaft zur täglichen Arbeit. Und das merkt man ihr an – auch wenn der Weg zum Traumjob nicht immer leicht war. Sie hat vieles ausprobiert und ist einige Umwege gegangen, bis sie zufrieden war. So betont sie immer wieder: „Jetzt wirkt es vielleicht so, als wäre das ein gerader Weg gewesen. Aber das war es nicht. Ganz im Gegenteil!“ Während sie erzählt, wirkt es fast so, als sei sie selbst überrascht von ihrem Lebensweg und von den Zufällen, die ihn bislang bestimmten. Auch sie sah sich lange konfrontiert mit dem Problem, das vielen Studierenden bekannt vorkommt: „Im fünften Semester hatte ich einen Durchhänger, fand zwar mein geisteswissenschaftliches Studium toll, sah aber keinen Praxisbezug und dachte, wen interessiert das, was ich hier lerne, im Berufsleben? Dann habe ich mir ein Semester Zeit für Praktika genommen, um herauszufinden, was ich wirklich will und welche Berufe zu mir und meinen Fähigkeiten passen könnten.“
Praktikumsodyssee
Damals absolvierte sie einige Praktika in unterschiedlichen Berufsfeldern, vor allem im Journalismus und PR-Bereich. Am Ende gefiel ihr aber nur eins. Was sie damals frustrierte, sieht sie heute positiv. Denn durch das Reinschnuppern in die verschiedenen Bereiche zeigte sich am Ende, was das Richtige für sie war. „Die Presse- und Veranstaltungsagentur war mein letzter Praktikumsplatz. Von den vorherigen Praktika war ich eher enttäuscht oder fand mich dort zumindest nicht wirklich wieder. Umso glücklicher war ich, dass mir die Pressearbeit und die Betreuung von Verlagen und Autoren bei ‚Pauw & Politicky‘ vom ersten Tag an so unglaublich viel Spaß bereitete.“
Nach dem Masterabschluss ihres geistes- und kulturwissenschaftlichen Studiums in Hamburg nimmt sie bei ihrer Praktikumsstelle eine Festanstellung an und steht damit seitdem im ständigen Kontakt zu Autor*innen, Verlagen und anderen Literaturvermittler*innen. Hier legt sie auch den Grundstein für einen weiteren wichtigen Bestandteil ihres beruflichen Lebens: das “Lesefest Seiteneinsteiger”. Das für Kinder und Jugendliche ausgerichtete Festival erweckt Literatur zum Leben. An verschiedenen Orten Hamburgs finden Workshops und Veranstaltungen, Lesungen und Aktionen rund um Kinder- und Jugendliteratur statt. Autor*innen und Illustrator*innen aus aller Welt kommen in die Stadt und begeistern das junge Publikum.
Endlich der Traumjob
Kinder- und Jugendbücher werden in der folgenden Zeit immer mehr zu Ericke-Keidtels Leidenschaft. Auch bei dem ebenfalls von ihr mitorganisierten Literaturfestival “Harbour Front” in Hamburg ist sie für diesen Bereich zuständig, ebenso wie im Literaturhaus Berlin. Hier findet sie die Sinnhaftigkeit, die sie anfangs im Berufsalltag suchte: „Reich wird man damit eher nicht. Aber man arbeitet mit vielen tollen und netten Menschen für eine tolle Sache. Hier sind alle noch mit Begeisterung dabei!“
Den Studierenden einen Einblick in einen typischen Arbeitstag zu geben, beschreibt sie als fast unmöglich. Dafür sei er einfach zu vielseitig. Ob Büroarbeit am Schreibtisch, Treffen mit Sponsoren, Pressearbeit für den Verlag oder Betreuung von Autor*innen – all dies und viel mehr fällt in ihren Aufgabenbereich: „Aber ab vier Uhr, wenn die Kinder heimkommen, ist Familienzeit!“
Ob ihr etwas an ihrem Beruf nicht gefalle? Da muss sie eine Weile überlegen. Schließlich sagt sie: „Das unbeschwerte, ziellose Lesen bleibt auf der Strecke. So geht es wohl allen, die sich hauptberuflich mit Literatur beschäftigen. Aber das ist nur ein kleines Manko. Alles in allem kann ich wirklich sagen: Ja, ich habe meinen Traumjob gefunden!“
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