„Die perfekte Mischung“: Philine Bamberger über ihren Beruf der Dramaturgieassistentin

Bei dramaturgischer Arbeit ist es wichtig, verschiedene Perspektiven einnehmen zu können (Foto: privat).

Von Hannah Beckermann und Maya Marie Heitbrack.

„Am Anfang fand ich Dramaturgie total doof”, sagt Philine Bamberger. Die Dramaturgieassistentin am Mainfranken Theater in Würzburg wollte zwar immer gerne zum Theater, aber eigentlich lieber als Schauspielerin. Sie entschied sich dagegen und hat erst einmal etwas ganz anderes gemacht, nämlich Germanistik und Anglistik im Zwei-Fach-Bachelor studiert. Dennoch zieht es sie weiter zur Bühne. Sie engagiert sich in Theaterprojekten und absolviert Praktika am Theater Münster, woraufhin ihr eine feste Stelle als Regieassistentin angeboten wird.

Bamberger sitzt in ihrer Würzburger Wohnung vor einem Plakat mit der Aufschrift „Andere Menschen denken“ – ein Spruch, der ihr sehr gefällt, weil man ihn auf unterschiedliche Weise lesen kann. Während ihres Online-Vortrags spricht sie freundlich und konzentriert in die Kamera. Obwohl sie immer wieder externe Anrufe erhält, lässt sie sich nicht ablenken. Genauso konsequent lehnt sie damals das Stellenangebot des Theaters ab: „Ich kenne mich, ich hätte mein Studium sonst nicht abgeschlossen.“

Stattdessen hospitiert sie in der Dramaturgie, und zwar eine ganze Spielzeit. „Dadurch wurde mein Interesse geweckt. Dramaturgie stellt für mich die perfekte Mischung aus Organisation, Literatur und Kunst dar!” Würde sie denn nicht selbst gerne als Schauspielerin auf der Bühne stehen? „Ja, manchmal schon”, antwortet sie lachend, „aber ich vermisse nichts, weil mich mein Job sehr erfüllt. Außerdem würde es mir fehlen, die Produktion als Dramaturgin mitgestalten zu können.”

Mehr als nur EIN Beruf

Mittlerweile hat Bamberger ihr Studium mit einem Bachelor abgeschlossen und ist seit 2021 am Mainfranken Theater in Würzburg als Dramaturgieassistentin tätig. Man bekommt den Eindruck, es handle sich um mehr als nur den einen Beruf, so facettenreich sind ihre Tätigkeiten: Sie recherchiert zu bestimmten Stücken, stellt Material für das Ensemble zusammen, ist Ansprechpartnerin für das Team, gibt Feedback bei Proben und gestaltet Spielplan und Programmheft mit. „Irgendwie bin ich in fast alle Schauspiel-Produktionen involviert”, sagt Bamberger, „wobei es vom Theater abhängt, welche Aufgaben die Dramaturgie konkret übernimmt.”

Rückblickend ist sie froh, Germanistik doch noch weiter studiert zu haben. „Mein Studium hat mir geholfen, Texte für die anstehenden Produktionen zu recherchieren. Zudem geht es mir deutlich leichter von der Hand, zum Beispiel längere Informationstexte für die Programmhefte zu schreiben.” Um dem Ensemble gezieltes Feedback geben zu können, geht Bamberger oft analytisch vor. „Man muss sich immer wieder fragen, ob eine Inszenierung wirklich so funktioniert, wie man es sich zu Beginn der Probenzeit vorgestellt hat. Dabei sollte man sich auch in das Publikum hineinversetzen können.” Natürlich kommt es ihr zugute, dass sie im Studium den Schwerpunkt auf Theater und Literatur gesetzt hat. Mit einem Lachen hält sie bei der Gelegenheit ein schweres Theaterlexikon in die Kamera. „Grundsätzlich gilt: Alles hilft!”, sagt Bamberger. „Das Studium ist total hilfreich, aber auch alle Erfahrungen, die ich mit bisherigen Inszenierungen gemacht habe.”

Alles eine Frage der Perspektive

Der Spruch „Andere Menschen denken”, der Bamberger so gut gefällt, steht dafür, vieles aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln zu betrachten. Diese Fähigkeit ist im Privaten ebenso wie im Beruf nützlich. Denn der bringt viel Arbeit mit sich und erfordert einiges an zusätzlichem Engagement. Für sie ist Vielseitigkeit entscheidend.

In zwei Jahren steht am Mainfranken Theater ein Intendanzwechsel bevor. In der Regel bedeutet das eine Personal-Rochade: Es ist also mit Um- und Neubesetzungen zu rechnen. Ist diese in der Branche übliche Unsicherheit für sie ein Problem? „Nein überhaupt nicht, ich begreife das als Chance. Für mich ist das kein Drama!“, sagt Bamberger lachend.

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